28 Okt., 2024
Einleitung Es ist unmöglich, Kants Werk in seiner Gänze darzustellen. Doch was nützt eine große Philosophie, wenn wir sie nicht in unser tägliches Leben integrieren? Wissen ist nicht nur die Kenntnis von Büchern, sondern das Neu-Vollziehen von Gedanken, bis sie anwendbar werden. Der Verstand braucht die Sinnlichkeit der Welt – ohne sie bleibt er leer, und Sinneseindrücke ohne Begriffe bleiben blind. Für uns bei 36degrees ist die kantianische Philosophie eine Quelle der Inspiration, um Organisationen menschengerecht agil zu gestalten. Der Mensch als Zweck an sich selbst Für mich ist der Kern von Kants Philosophie die Überzeugung, dass der Mensch ein potenziell vernünftiges und autonomes Wesen ist. Der kategorische Imperativ, als eines der bekanntesten Prinzipien Kants, beansprucht uns, immer so zu handeln, dass unsere Handlungsmaxime von jedem als allgemeines Gesetz akzeptiert werden könnte. In einer modernen, bewussten Organisation bedeutet dies, die Mitarbeitenden niemals bloß als Mittel zum Zweck zu betrachten, sondern ihre menschliche Würde anzuerkennen. Im Original: „Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“ Ein Beispiel dafür ist, Kolleg:innen nicht nur Aufgaben zuzuweisen, sondern sie aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen und eingebrachte Ideen ernsthaft zu berücksichtigen. So salopp, vernünftig und leicht verständlich wie sich dies auf den ersten Blick liest, so enorm sind die Konsequenzen – und so schwer die Umsetzung! Denn wie lebt sich ein Alltag der Anerkennung der Würde, in dem jeder Einzelne das Gefühl hat, wertgeschätzt und gehört zu werden? Und überhaupt: Hat das Platz im Business? Was braucht es, damit sich „gegenseitig gehört“ wird? Wann war denn der letzte tatsächliche Dialog zwischen dir und deinen Kolleg:innen, der pures Verständnis und Hören bzw. Gehört-Werden – die Stimmung also – zum Ziel hatte? Als Mensch Menschen als Mensch zu begegnen ist nicht Nichts! Diese Herausforderung offenbart Dimensionen. Auch die Dimension der Entfaltung, die sich über das Du vollzieht. Wir erkennen schon: Die Anerkennung der menschlichen Würde in Organisationen ist ein zentraler Bestandteil jeder wirksamen People Engagement Strategie, da sie dazu beiträgt, eine vertrauensvolle und respektvolle Arbeitsatmosphäre zu schaffen, in der Mitarbeitende motiviert sind, ihr Bestes zu geben und sich langfristig zu engagieren. Die fruchtbare Erde für das, was folgt. In der Arbeitswelt heißt dies: Wir fördern eine Kultur des Respekts und der Verantwortung. Mitarbeitende sollen nicht nur Befehlsempfänger sein, sondern in einem Umfeld arbeiten, in dem sie ihre eigenen Fähigkeiten einbringen können und als verantwortungsvolle Akteure gesehen werden. Das ist der Anspruch von 36degrees – eine Organisationen mitzugestalten, wo jeder Einzelne seine Autonomie erfährt und dabei respektiert wird. Freiheit als Basis von Engagement Desgleichen sind auch Autonomie und das viel zitierte und dabei wenig begriffene Wort Freiheit keine bloßen Selbstzwecke. Kant spricht von Autonomie als einer zentralen Bedingung für die moralische Entwicklung des Menschen. Diese Idee lässt sich direkt in People Engagement Strategien übersetzen: Nur wer sich selbst als autonom und selbstwirksam erlebt, kann authentisch und motiviert handeln. Ein Frei-Sein ist das Gegenteil von bloßem Regel-Befolgen oder blindem Gehorsam, wie es sich so mancher Despot für andere träumen würde. Freiheit kann auch ein Frei-Sein für XY sein. Und dieses XY kann so manche Regel sein, die man aus seiner Stärke heraus gern befolgen möchte, aber eben selbstwirksam – das heißt: selbst entschieden. Markant und lustig: Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass wir den Ausspruch „Arbeit nach Vorschrift“ negativ konnotieren? Wir alle wissen, was diese Floskel bedeutet. Macht man „Arbeit nach Vorschrift“, passiert wenig bis auf die peinlich korrekte Einhaltung der Pausen. Nicht nur Führungskräfte, sondern alle Leistungsträger müssen demnach erkennen, dass ihre Menschen kreative, denkende Wesen sind, die am besten arbeiten, wenn sie die Möglichkeit haben, ihre Umwelt mitzugestalten. Das ist die eine Seite. Die andere ist, Menschen dazu zu bewegen, von ihrem tendenziell aufgeklärten Frei-Sein auch Gebrauch zu machen. Im Original von Kant: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ Eine Umgebung, die solch multiple Zugänge zur Partizipation ermöglicht, fördert das Engagement und die Autonomie der Mitarbeitenden. Wenn wir – wie Kant es fordert – den Menschen als Zweck an sich selbst betrachten, dann werden Strukturen geschaffen, die Mitarbeitenden nicht nur die Möglichkeit geben, ihre Aufgaben zu erfüllen, sondern auch ihre eigenen Visionen einzubringen. Das Ergebnis sind nicht nur selbstzufriedenere – gehörte – Menschen, sondern eine lebendige und lernende Organisation, die zukunftssicher und widerstandsfähig ist. Was es dafür braucht, ist oben bereits erwähnt: Verantwortung! Und die gilt es sich zu erarbeiten. Der Beitrag von 36degrees: Kantianische Philosophie in der Organisationsentwicklung als Impulsgeber Als Katalysatoren für tiefgreifende Veränderungen verstehen wir bei 36degrees es als unsere Aufgabe, Organisationen zu helfen, menschengerechter und damit letztlich erfolgreicher zu werden. Wir verstehen Erfolg in der menschengerechten Organisationsentwicklung aber nicht wie Börsenmakler der 80er, sondern als natürliche Folge schöpferischen Handelns, das entsteht, wenn Menschen gemeinschaftlich ihre Potenziale übereinanderlegen und Neues schaffen. Die Erkenntnisse Kants inspirieren uns dabei: Er hat uns gelehrt, dass Menschen mehr sind als Mittel zum Zweck – und dass eine menschliche Organisation sich stets um die Würde und Freiheit des Einzelnen drehen sollte. Nur so können Organisationen nicht nur überleben, sondern florieren. Führungskräfte, die Kants Philosophie in ihrer Tiefe verstehen, erkennen, dass Ethik und Erfolg Hand in Hand gehen. Es ist unser Anspruch bei 36degrees, diese Werte in die Organisationspraxis zu bringen. Denn Menschen, die sich in ihrer Würde anerkannt fühlen und Raum für ihre eigene Entfaltung haben, sind nicht nur motivierter, sondern schaffen auch nachhaltige Werte für das Unternehmen - so unsere Überzeugung. Für die Bullet Points-Romantiker: Der kategorische Imperativ der kantianischen Philosophie: Mitarbeitende sollten niemals als bloßes Mittel zum Zweck betrachtet werden. Autonomie: Kant betont die Freiheit als Grundlage menschlicher Entwicklung – essentiell für den Bereich People Engagement. Menschenwürde: Jede Handlung innerhalb einer Organisation sollte die Würde des Einzelnen anerkennen. Kant als Wegweiser: Ethik und wirtschaftlicher Erfolg sind keine Gegensätze, sondern bedingen sich gegenseitig. Merkbarer, je langfristiger gedacht wird. Mit diesen kantianischen Impulsen fordern wir dazu auf, das Thema People Engagement als ethische und strategische Notwendigkeit zu verstehen – und gemeinsam Wege zu finden, Organisationen nicht nur endeffizient, sondern auch menschlicher zu gestalten. Ich hoffe, ich konnte Neugier erwecken, Kant auch im Original zu lesen. Abschließend sende ich mit einem Augenzwinkern hinten nach: „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ Kläre, wie du Organisation leben willst. Nicht nur mit Kant, sondern mit 36degrees zum Zweck menschgerechter Betriebstemperatur. P.S.: Randnotiz: Wer das obligatorische „sapere aude“ in diesem Text sucht, wird beim römischen Dichter Horaz fündig, dem es ursprünglich zugeschrieben wird. Autor: Kurt Lichtenegger, MSc Bilquelle: thecuriousreader.in